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Robert Betz - der Lebenslehrer


 

Robert Betz – der Lebenslehrer

 

Robert Betz ist ein deutscher Seminaranbieter, Coach und Autor psychologischer Bücher. Er bezeichnet sich selbst als „Lebenslehrer“ und ich bekam die Möglichkeit zu einem Interview mit ihm vor seinem Vortrag zum Thema „Was dir dein Körper sagen will“ in Landquart. Der Vortrag war natürlich auch sehr interessant, doch so ein Interview ist eine ganz andere, sehr eindrückliche Erfahrung und ich habe möglichst persönliche Fragen gestellt.

 

Sein Vortrag fand an einem Mittwoch statt und ich hatte bereits ein Ticket dafür. Am Montag zuvor kam mir die spontane Idee für ein Interview und so schrieb ich kurzerhand eine E-Mail an die nächstbeste E-Mail-adresse, die ich auf seiner Homepage fand. Am Mittwochmorgen erhielt ich eine persönliche Antwort von Robert, worin er mich bat, 90 Minuten vor Beginn seines Vortrags zu erscheinen und ihn dann anzurufen, damit mich jemand reinlässt. Genau so bodenständig wie das klingt und unkompliziert wie das ablief ist Robert auch als Person.

 

Wer sich mit sich selbst oder mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt, kommt fast nicht um ihn herum. Für mich ist er eine Koryphäe, also eine Fachgrösse auf diesem Gebiet. Nebst seinem Angebot an unzähligen Seminaren postet er regelmässig Videos auf Facebook und hat auch eine eigene App mit seinen „Gedanken zum Tag“.

 

Gaudi: Wie würdest du dein Leben in einem Satz beschreiben?

Robert: Och das ist nicht möglich. Du bist ja lustig, das hat mich noch keiner gefragt…

Neugierig und immer bereit für Überraschungen. Das heisst, wenn ich den Menschen sage, was das Leben ist, dann sage ich: Unser Leben ist eine Wanderung hin zu uns selbst. Mit vielen Überraschungen, Höhen und Tiefen, wobei wir die Tiefen mit der Zeit weniger beübeln dürfen. Anders gesagt: Das Leben ist eine Erfahrungsreise, für die wir uns entschieden haben. Wobei wir uns auch entschieden haben zu vergessen wer wir sind, ansonsten wäre diese Erfahrungsreise nicht so prickelnd.

 

Gaudi: Braucht es Tiefen oder Schicksalsschläge, um sich dieser Erfahrungsreise bewusst zu werden?

Robert: Bisher ja. Das gehört auch zum Leben, dafür haben wir uns entschieden. Wir lernen in den ersten zehn bis zwanzig Jahren wie man lebt, was man tut, was man nicht tut, man lernt das Leben eines „normalen“ Menschen. Dies sind die Jahre der Abhängigkeit, wir sind nicht frei, sondern körperlich, emotional, mental und finanziell abhängig. Wir lernen uns anzupassen, Erwartungen zu erfüllen, nicht „nein“ zu sagen, nett zu sein etc.

 

In den nächsten zwanzig Jahren wenden wir alles an, was wir gelernt haben. Fleissig sein, bekommst was, hast was, Häuschen, Wohnung, Familie etc. Das „Bekommen“ und „Haben“ steht im Zentrum und danach müssen die Krisen kommen, weil das, was wir gelernt haben, nicht funktioniert im Sinne von glücklich werden. Du kannst zwar Geld verdienen, einen tollen Beruf haben, Familie haben, doch viele haben das, sind aber trotzdem nicht glücklich.

 

Geld macht nicht unglücklich, aber Geld macht auch nicht glücklich. Es gibt glückliche wie auch unglückliche Millionäre. Nicht das Geld, sondern das Bewusstsein macht glücklich oder eben unglücklich. Die Frage ist, mit welchem Bewusstsein oder Unbewusstsein gehen wir durch die Welt? Wo geht die Aufmerksamkeit hin? Aufs Geld? Aufs Arbeiten? Aufs Image?  Aufs Ego? Aufs Verdienen? Oder geht der Fokus nach innen? Was will mein Herz? Stimmt das für mein Herz, was ich hier mache? Fühlt sich das rund an, so wie ich lebe?

 

Gaudi: Wie würdest du deine Botschaft in einem Satz zusammenfassen?

Robert: Öffne dein Herz für die Liebe zu dir selbst, zum Leben und zu Anderen.

 

Gaudi: Ich spüre von meinem Umfeld manchmal eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber mir als angehender Coach oder gegenüber ausgebildeten Coaches, dass man als Coach, also als Fachperson auf einem Teilgebiet der Psychologie, keine oder so gut wie keine Probleme haben sollte. Hast du das jemals so wahrgenommen?

Robert: Natürlich haben das Manche, aber das muss mich als Coach ja nicht interessieren. Was andere erwarten ist nicht meine Angelegenheit. Wenn der Coach die Erwartung an sich selbst hat, dass er sich als fertig (ausgebildet) fühlt, dann wird er bald auf die Fresse fallen. Das heisst, dieser Erwartung von perfekt oder vollkommen zu sein, wird er nicht gerecht werden. Ein Coach, ein Psychologe, ein Therapeut, sie dürfen alle in Bewegung sein, auf dem Weg zu sich selbst. Vollkommen sein heisst tot sein.

 

Gaudi: Du bist ja schon jahrelang auf dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung tätig und auch dem entsprechend erfahren. Hat es während dieser Zeit eine Veränderung deiner persönlichen Spannungsfelder oder Konflikte gegeben?

Robert: Nein, das ist zu theoretisch formuliert. Auch Personen wie Coaches, Therapeuten oder Lehrer entwickeln sich weiter. Meinen angehenden Transformationstherapeuten sage ich immer, dass ihre Transformation erst dann beginnt, wenn die Ausbildung beendet ist. Wir befinden uns in der Transformationszeit und keiner kann dieser Transformationsenergie entgehen. Wir alle werden angestupst, angeschoben, bewegt und gerüttelt bis wir das erkennen, was wir bisher noch nicht genau sehen und was nicht der Wahrheit und nicht der Liebe entspricht. Und da kann jeder seine Schritte machen. Da bin ich nicht der Erleuchtete der sagt: „Och, ich hab’s abgehakt.“ Es macht ja auch Spass, diesen Weg zu gehen.

 

Gaudi: Was für ein Berufstitel (nebst Autor / Coach) würdest du dir selbst geben?

Robert: Lebenslehrer. Ich lehre wie das Leben tickt, wie wir ticken und wie wir im Leben Wege gehen können, die uns glücklich machen.

 

Gaudi: Als was hast du vor deiner Coaching-Karriere gearbeitet?

Robert: Mit 17 Jahren lernte ich Industriefachmann, dann studierte ich Psychologie, doch das hielt ich nicht für sehr wirkungsvoll um Menschen zu helfen. Ich hatte zwar das beste Diplom von 90 Studenten und bekam ein tolles Jobangebot an einer Uni-Klinik, doch mir wurde bald klar, dass ich nicht ein Leben lang dort arbeiten wollte. Dann machte ich ein Praktikum in der Sozialpsychiatrie, doch da konnte ich gar nichts aus dem Studium anwenden. Das Studium war etwas realitätsfern was die Psyche des Menschen angeht, daher ging ich mit 28 Jahren wieder zurück in die Wirtschaft. Da habe ich dann während 14 Jahren für verschiedene, nationale wie auch internationale, Unternehmen gearbeitet.

 

Gaudi: Was ist dein Lieblingszitat (von dir persönlich)?

Robert: Es gibt nur einen Menschen, der dich glücklich machen kann und es gibt nur einen Menschen, der dich unglücklich machen kann. In beiden Fällen bist du es selbst!

 

An dieser Stelle sind keine weiteren Worte mehr nötig und ich wünsche euch allen eine gute Erfahrungsreise!

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