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DSdS Teil 13 - Anoroc: Die Krönung


 

DSdS Teil 13 – Anoroc: Die Krönung

 

Mutter Natur schreckt so ruckartig hoch, dass ihr beide Gurkenscheiben von den Augen fliegen und sie starrt ein paar Sekunden lang gebannt auf den Bildschirm. Ihre Augen werden immer grösser, sie hält sich ihre Hände vor den Mund und scheint zu erstarren.

 

Anoroc hat sich in der Zwischenzeit mit seiner Ahnungslosigkeit abgefunden und er beruhigt sich so stark, dass er in eine leichte Gleichgültigkeit rutscht. Abwechslungsweise beobachtet er den Bildschirm und Mutter Natur, die sich mit weinerlichen Augen und nervösem Klicken und Scrollen durch jegliche Krisengebiete auf der ganzen Welt hindurchwühlt um Daten zu sammeln. Plötzlich wird sie ganz still, starrt auf eine Statistik, setzt ein verschmitztes Lächeln auf und nimmt Anoroc fest in den Arm. Er nimmt ganz kurz ihren wunderbaren Duft wahr, doch bald darauf bleibt ihm leider der Schnauf weg weil sie ihn so stark drückt. Sie lässt ihn wieder los, schaut ihn an und sagt: „Anoroc du bist ein Genie! Du hast es geschafft!“

 

Die Wahrheit kommt ans Licht

Anoroc ringt nicht nur nach Luft, sondern auch nach Erklärungen und Antworten. Diese gibt ihm Mutter Natur ohne dass sie danach gefragt werden muss: „Dein Upgrade hat soeben ein lange und hart erkämpfter Wandel ausgelöst! Doch um dir das Ganze zu erklären, darf ich dir nun ein Geheimnis anvertrauen: Seit Anbeginn der Zeit habe ich versucht, die Menschen mit mehr Liebe zu infizieren um sie dadurch ihrem eigentlichen Potenzial näher zu bringen. Es hat Jahrtausende gedauert, bis sich ihre Herzen ein wenig öffneten. Und kaum waren ihre Herzen etwas geöffnet, entstanden neue, unvorhersehbare Probleme. Kaum haben sich die Menschen mit ein paar Tierarten „anfreunden“ können, haben sie begonnen, diese für ihre Zwecke zu nutzen. Ich musste mir eingestehen, dass man Liebe nicht künstlich weitergeben kann und deshalb wird das auch heute noch so in der Agentenschule gelehrt. Die Arbeit mit der Angst ist viel effizienter in der Verbreitung und kann paradoxerweise echte, reine Liebe hervorrufen, zumindest bei manchen Menschen. Trotzdem habe ich meine Hoffnung nicht aufgegeben und weitere „Liebesprojekte“ als Geheimmissionen verdeckt ausführen lassen.“

 

Make love, not war!

„Meine bisher erfolgreichste Mission dazu wurde in den 1960er-Jahren ausgeführt, natürlich unter strengster Geheimhaltung. Die Menschheit steckte gerade wieder in einer blutigen Zeit und bei vielen gab es dadurch einen Bewusstseinswandel hin zu Mitgefühl und Liebe. Diesen Wandel nutzte ich aus, um ein paar Substanzen und deren Auswirkung auf die Menschen zu testen. Diese Substanzen verändern die Wahrnehmung der Menschen und versetzen sie in einen Rausch. Es gibt verschiedene Substanzen mit verschiedenen Auswirkungen. Manche putschen die Menschen auf, manche beruhigen sie, manche verstärken ihre Gefühlslage und genau darin bestand meine Hoffnung, die Menschen würden die Liebe besser kennenlernen. Zuerst war ich zuversichtlich, da die Auswirkungen planmässig eintraten und die Menschen der wahren Liebe näher kamen. Doch bald kam der Wendepunkt: Die Menschen, ängstlich und gierig wie sie sind, bekamen bald nicht genug davon und nutzten es auch als Flucht aus ihrer Realität. Die Substanzen werden seit damals als Suchtmittel missbraucht und „Drogen“ genannt. Ich verlor irgendwann den Überblick, doch ich wusste, dass es ein paar Menschen gab, die sich weiterhin mit dem Geheimnis der Liebe befassten und in ihnen liegt seither all meine Hoffnung. Sie haben viele Namen: Friedvolle Krieger, Liebesaktivisten, Souldiers, ReLOVuzionäre etc. doch sie alle haben nur ein Ziel: Die Menschheit wieder zu vereinen.“

 

Schläferzellen

„Was ist aus ihnen geschehen?“ fragt Anoroc, der voller Begeisterung zuhört. Mutter Natur antwortet etwas gedankenverloren: „Mein heutiger Stand ist folgender: Alle bestehenden friedvollen Krieger haben sich weltweit verteilt und versucht, ihre Werte möglichst effizient weiterzugeben. Da dies eher im Hintergrund geschah, werden sie „Schläferzellen“ genannt. In den letzten Jahren haben wir nur darauf gewartet, dass diese Schläferzellen wieder in den Vordergrund treten. Dazu brauchte es ein entsprechendes Ereignis. Dein Upgrade, Anoroc!“

 

„Ich sehe den Zusammenhang darin noch nicht…“ gesteht Anoroc ungläubig. Mutter Natur fährt fort: „Durch all die verschiedenen Hippiebewegungen durften die Menschen an wahrer Liebe und Freiheit schnuppern. Gedankliche Freiheit. Jeder durfte so sein, wie er wollte und wurde auch so respektiert. Zumindest war das die Grundlage vieler Bewegungen. Sie wollten alte Muster und Glaubenssätze der Gesellschaft stürzen, doch die Zeit sollte noch nicht reif dafür sein. In den letzten Jahren kam das Thema Individualisierung zwar immer mehr auf, doch es musste noch mehr geschehen. Nun kommt dein Upgrade zum Zug: Durch die in vielen Ländern erteilte Quarantäne wurden sehr viele Menschen aus ihren alten Mustern gerissen. Sie wurden aus ihrer Komfortzone katapultiert und dürfen nun ihr ganzes Dasein überdenken. Wer das Upgrade hinter sich hat, also alle grünen Punkte auf der Karte, wäre theoretisch dafür gewappnet, doch die Umsetzung ist eine ganz individuelle Angelegenheit.

 

Die Krönung der Menschheit

Die Schläferzellen nutzen diesen Moment jetzt aus, treten wieder in den Vordergrund und setzen sich verstärkt ein für Liebe und Individualität. Das sind die farbigen Punkte, die sich so schnell verteilen. Sie sind farbig, weil sie die wichtigsten Werte wie Liebe, Dankbarkeit, Respekt, Freiheit, Wille, Sinn, Vertrauen etc. beinhalten und weitergeben. Sie übernehmen Eigenverantwortung für ihr Handeln und stehen für die Krönung der Menschheit, die jeder selbst bei sich vornehmen darf, wenn er dazu bereit ist. Diese Krönung hat nicht nur mit Eigenverantwortung, sondern auch mit Macht zu tun. Jeder kann Macht über sein eigenes Leben ergreifen und sich so entsprechend entfalten. Es ist eine Transformation, wie die der Raupe zum Schmetterling. Die meisten sehen das leider noch nicht ein, doch sie werden es bald bemerken. Es wird wunderbar und die Menschen werden dich dafür lieben!“

 

Anoroc weiss nicht wie ihm geschieht. Er weiss nicht, ob er das alles glauben kann. Er weiss nicht, ob er sich schon darüber freuen soll. Dann setzt ihm Mutter Natur mit einem riesigen Grinsen im Gesicht eine kleine Krone auf den Kopf und hüpft leichtfüssig aus seinem Büro.

 

Anoroc denkt nach, wie er mit dieser neuen Situation von nun an umgehen möchte und dann entscheidet er sich. Seine Entscheidung ist genau so individuell wie jeder Mensch es ist. Und jeder Mensch wird sich auch ganz persönlich entscheiden, bewusst oder unbewusst.

 

Ende

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